Johannes 1,35–42 (NLB)
35Am nächsten Tag stand Johannes an der gleichen Stelle und zwei seiner Jünger waren bei ihm.
36Als Jesus vorüberging, blickte Johannes ihn an und rief aus: »Seht hin! Dieser ist das Lamm Gottes!«
37Da wandten sich seine beiden Jünger um und folgten Jesus.
38Jesus schaute sich um und sah, dass sie ihm folgten. »Was wollt ihr?«, fragte er sie. Sie antworteten: »Rabbi« (das bedeutet: Meister), »wo wohnst du?«
39»Kommt mit, dann werdet ihr es sehen«, sagte er. Es war etwa vier Uhr nachmittags, als sie mit ihm dorthin gingen, und sie blieben für den Rest des Tages dort.
40Andreas, der Bruder von Simon Petrus, war einer der beiden Männer, die Jesus gefolgt waren, weil sie gehört hatten, was Johannes über ihn sagte.
41Sofort suchte er seinen Bruder Simon auf und erzählte ihm: »Wir haben den Messias gefunden« (das bedeutet: den Christus).
42Dann nahm Andreas Simon mit zu Jesus. Jesus sah ihn aufmerksam an und sagte: »Du bist Simon, der Sohn des Johannes – doch du wirst Kephas genannt werden« (das bedeutet: Petrus).
Kernfragen
Was sagt der Text über Gott?
Was sagt der Text über die Menschen? (In der Geschichte und heute)
Was sagt der Text über dich?
Was möchte ich konkret verändern? (Mach dir hier keinen Druck, aber setz dir für die nächste Woche konkrete Ziele. Bitte Gott dir bei der Umsetzung zu helfen.)
Vertiefung
Apostelgeschichte 17,27-28: „Mit allem, was er tat, wollte er die Menschen dazu bringen, nach ihm zu fragen; er wollte, dass sie – wenn irgend möglich – in Kontakt mit ihm kommen und ihn finden. Er ist ja für keinen von uns in unerreichbarer Ferne. Denn in ihm, dessen Gegenwart alles durchdringt, leben wir, bestehen wir und sind wir. Oder, wie es einige eurer eigenen Dichter ausgedrückt haben: ›Er ist es, von dem wir abstammen.‹„
Die Verse aus Apostelgeschichte 17,27-28 beschreiben einen tiefen, existenziellen Aspekt der menschlichen Suche nach Gott. Paulus spricht hier zu den Athenern, einem Volk, das von Philosophie, Götzendienst und intellektueller Neugier geprägt war. Doch inmitten ihrer vielen Götter und Theorien drückt Paulus etwas aus, das auch heute noch von Bedeutung ist: die tiefe Sehnsucht des Menschen nach einem Kontakt mit dem Schöpfer. Paulus macht klar, dass Gott selbst das Streben der Menschen in ihre Herzen gelegt hat, um sie zu ihm hinzuziehen.
1. Die göttliche Einladung zur Suche
In Vers 27 heißt es: „Mit allem, was er tat, wollte er die Menschen dazu bringen, nach ihm zu fragen.“ Hier wird deutlich, dass Gott der Initiator unserer Suche ist. Es ist nicht einfach nur der Mensch, der von sich aus nach Gott strebt, sondern Gott selbst stellt sich in den Mittelpunkt unserer Sehnsüchte und Anliegen. Er legt uns die Fragen ins Herz, die uns zu ihm führen sollen. Unsere Suche nach Sinn, Identität, Zugehörigkeit und Frieden – all dies ist letztlich Ausdruck eines tieferen Verlangens nach Gott.
Gott hat uns so geschaffen, dass wir ihn finden sollen. Unser Leben, unser inneres Streben nach mehr, nach Wahrheit und Erfüllung, zeigt, dass wir für etwas Größeres bestimmt sind. Gott lässt uns nicht ziellos in dieser Welt umherirren; er hat in die Geschichte eingegriffen, durch die Schöpfung, durch Jesus Christus und durch seine persönliche Gegenwart im Heiligen Geist.
2. Gott ist nah und erfahrbar
In demselben Vers sagt Paulus: „Er ist ja für keinen von uns in unerreichbarer Ferne.“ Dies ist eine revolutionäre Aussage, vor allem im Kontext der damaligen griechischen Philosophie, die die Götter oft als distanziert und uninteressiert an den Menschen ansah. Doch Paulus sagt, dass Gott nahe ist – näher als wir denken. Er ist erfahrbar, erreichbar, und er wartet darauf, dass wir ihn suchen.
Viele Menschen leben heute in der Vorstellung, dass Gott entweder nicht existiert oder, wenn er existiert, sich nicht für unser persönliches Leben interessiert. Doch dieser Vers offenbart das Gegenteil. Gott ist in keiner „unerreichbaren Ferne“ – er will, dass wir ihn finden.
3. In Gott leben, bestehen und sind wir
Vers 28 verdeutlicht diese Nähe weiter: „In ihm leben wir, bestehen wir und sind wir.“ Paulus spricht hier nicht nur von einer metaphorischen Beziehung, sondern von einer Realität, die unser ganzes Leben durchdringt. Wir existieren in Gott. Alles, was wir sind, unser Leben, unsere Identität, unsere Existenz, ist in Gott verwurzelt.
Dies hebt die Verbindung zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf auf ein neues Level. Gott ist nicht nur Schöpfer, sondern derjenige, der uns erhält, der uns Identität gibt und der uns das Leben schenkt. Das bedeutet auch, dass wir ohne ihn nicht vollständig sein können. In unserer Suche nach Erfüllung, Liebe und Identität stoßen wir letztlich immer wieder auf ihn.
4. Gott finden – ein Ziel, das bereits nah ist
Paulus verwendet hier den Ausdruck, dass wir Gott finden sollen. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass die Suche nicht aussichtslos ist. Im Gegenteil, Paulus sagt: „Er ist es, von dem wir abstammen.“ Das bedeutet, wir sind bereits in einer Beziehung zu Gott, auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind. Unser Ursprung ist in ihm. Das bedeutet, dass die Suche nach Gott eigentlich die Entdeckung dessen ist, was bereits wahr ist: Wir sind seine Schöpfung, und er will in Beziehung mit uns leben.
Diese Wahrheit fordert uns heraus, unser Leben neu zu betrachten. Unsere Suche nach Erfüllung und Sinn ist nicht vergeblich. Es ist vielmehr ein Aufdecken dessen, was schon immer da war: Gott selbst. Er lädt uns ein, ihn zu finden, in ihm zu leben und durch ihn unsere wahre Identität zu erkennen.
Fazit
Gott hat uns geschaffen, um ihn zu suchen, und er ist nie weit von uns entfernt. In ihm finden wir unser Sein, unsere Identität und unseren Sinn. Die Suche nach Gott ist kein vergebliches Unterfangen, sondern eine Reise, die er selbst ermöglicht hat. Jeder Mensch trägt in sich das Verlangen, nach etwas Größerem zu streben – dieses Verlangen ist letztlich ein Verlangen nach Gott, und er ist näher, als wir denken.