Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
auf dem Rücksitz eines Autos sitzen drei Mädels. Sie sind zerstritten und reden nicht mehr miteinander. Der Vater ist ratlos und hilflos. Was soll er tun? Was soll er machen? Jeder Versuch, die drei Mädels zu versöhnen, läuft ins Leere. Die Stimmung ist sehr angespannt. Der Vater ist traurig, er kommt nicht an sie heran. Die Vier sind auf dem Weg zu einem Gottesdienst. Um genau zu sagen zu einem Jugendgottesdienst. Junge Menschen strömen in den Gottesdienstsaal, der Jugendgottesdienst beginnt. Der Lobpreis fängt an und die Atmosphäre ist gefüllt von Gottes Gegenwart. Die Predigt geht los. Nach der Predigt gibt es einen Aufruf nach vorne zu kommen und sich segnen zu lassen. Plötzlich stehen die drei Mädels gemeinsam auf und kommen nach vorne. Der Vater steht mit Tränen in den Augen im hinteren Teil des Raumes und schaut zu wie sich die Drei versöhnen.
Im Oktober hatte ich die Gelegenheit in Bad Säckingen eine Konferenz zum Thema „Verändernde Nachfolge“ zu halten. Teil der Konferenz war es, an einem Jugendgottesdienst zu predigen. Vielleicht liest du diese Geschichte und denkst, „dass sich junge Mädels streiten und nicht miteinander sprechen ist keine Seltenheit“ (Ich habe gehört, dass so etwas auch bei Jungs vorkommen kann… J). Was ist an dieser Geschichte besonders? Vielleicht hast du recht. An dieser Geschichte ist erst einmal nichts Ungewöhnliches, nichts, was nicht jeder von uns schon mal in irgendeiner abgeänderten Version erlebt hat. Und dennoch ist es jedes Mal etwas besonderes, wenn verhärtete Herzen sich einander zuwenden und öffnen. Wenn Menschen, die sich vorher alles Mögliche an den Kopf geworfen haben oder nur noch schweigend nebeneinander her lebten, aufeinander zugehen und sich vergeben.
Wenn ich mich in die Situation des Vaters hineinversetze, dann kenne ich auch aus meinem Leben Situationen, in denen ich ratlos und hilflos bin. Zeiten, in denen ich nicht mehr weiß was ich tun soll. Ich bin davon überzeugt, dass er zu Gott gebetet hat. Und dennoch kennen wir trotz Gebet das Gefühl der Hilf- und Ratlosigkeit. Aus Erfahrung kann ich allerdings sagen, dass mich meine Gefühle schon oft getäuscht haben. Ich habe mich zwar hilf- und ratlos gefühlt, aber es kam immer Hilfe und immer Rat. Vielleicht nicht in dem Moment, in dem ich es wollte – aber in dem Moment, in dem es dran war! Die Versöhnung der Mädels kam vielleicht nicht in dem Moment, in dem es sich der Vater gewünscht hat. Aber es kam in dem Moment, in dem Gott das Herz der Mädels berührt hat. Und was mich so berührt, ist: Der Vater durfte zuschauen, was Gott in den Herzen der Mädels bewegt. Manchmal sind wir direkt beteiligt, manchmal bekommen wir es nicht mit und manchmal dürfen wir einfach zuschauen, wenn Gott wirkt. Egal welche Rolle wir haben, wenn wir beten, sind wir immer aktiv am Wirken Gottes beteiligt! In Hebräer 4,16 steht: „Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.“ Und in Psalm 145,18 heißt es: „Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst anrufen.“
Gott überrascht uns gerne! Wie der Vater von Gott überrascht wurde, so werden auch wir immer wieder von Gott überrascht. Diese Überraschungen sind Geschenke des Himmels. Gott liebt uns und er weiß was uns gut tut. Ich möchte das noch einmal sagen. Gott liebt uns und ER weiß was uns gut tut. Er kennt uns am besten und er weiß am besten auf unsere Bedürfnisse zu reagieren. Er kennt die Zeit und er kennt den Ort.
Ich wünsche uns allen Gottes Segen!
Jürgen Justus