Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
diesen Monat beenden wir unsere Editorial-Reihe zum Thema Geistesgaben. Ich hoffe sehr, dass es für uns nicht nur Theorie war, sondern, dass wir einige anwendbare Impulse für die Praxis erhalten haben.
Die Gabe der Prophetie ist die Gabe, durch die Gott zur richtigen Zeit das richtige Wort gibt, um seinen Willen für die jeweilige Situation oder Zukunft zu offenbaren.
In der Bibel finden wir z. B. die Prophetie des Agabus, die solch eine wegweisende Botschaft von Gott an die Christen war. Agabus sagte voraus, dass eine große Hungersnot über den ganzen Erdkreis kommen wird. Dieser Impuls von Gott ermöglichte es der Gemeinde in Antiochien, den Brüdern in Judäa zu helfen, indem die wohlhabenderen Jünger etwas von ihren Gütern an sie weitergaben. Durch Prophetie versorgte Gott sein Volk, so dass sie nicht Hunger leiden mussten (vgl. Apg. 11,27-30).
Von Jesus selbst heißt es in Lukas 7,16: „Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden.“ In Johannes 4,19 erkennt dies die samaritanische Frau am Jakobsbrunnen mit folgenden Worten: „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.“ Rust (2006) schreibt zum Dienst von Jesus: „In der Gesamtheit seiner Verkündigung und seines Auftretens äußert sich Jesus als Prophet, als jemand, der durch Einblicke und Kenntnis der Gedanken Gottes das weitergibt, was er von Gott gehört und geschaut hat.“[1]
Jeder Christ ist in der Lage, Gottes Stimme zu hören. Jesus sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme“ (Johannes 10,27). Es ist ein großes Vorrecht und Geschenk, mit dem Schöpfer des Universums kommunizieren zu können. Die Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Seid Pfingsten ist es der Heilige Geist, der Menschen dazu befähigt, Gottes Gedanken und Impulse weiterzugeben. Ich bin davon überzeugt, dass es uns nicht immer bewusst ist. In Johannes 3,8 heißt es: „Der Wind weht, wo er will“. Jesus spricht hier vom Heiligen Geist. Demnach kann der Heilige Geist durch jeden wirken. Und je mehr wir uns ihm zur Verfügung stellen, umso mehr nimmt er in uns Raum ein und befähigt uns, Botschafter Christi zu sein.
Mir ist bewusst, dass gerade bei dem Thema „Gottes Stimme hören“ oftmals eine gewisse Unsicherheit vorhanden ist. Hierzu möchte ich 1. Korinther 2,11-12 erwähnen: „11 Wie die Gedanken eines Menschen nur seinem eigenen Geist bekannt sind, so weiß auch nur der Geist Gottes, was in Gott vorgeht. 12 Wir haben aber nicht den Geist dieser Welt erhalten, sondern den Geist, der von Gott kommt. Darum können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat.“. Um mit dieser Gabe anderen Menschen dienen zu können, braucht es keinen besonderen „geistlichen Status“ oder Reverenzen. Der Bibeltext sagt deutlich, dass jeder durch den Geist erkennen kann. Rust schreibt hierzu treffend: „Auch derjenige, der mit Visionen, Bildern und Stimmen nicht viel im Sinn hat, sollte sich bewusst Zeiten des hörenden Gebetes nehmen. Zeiten, in denen wir mit allen unseren inneren und äußeren Sinnen auf Impulse durch den Heiligen Geist achten. Vielleicht fällt dem einen oder anderen auf, dass er in solchen Zeiten der Stille und des Hörens auch des Öfteren Gedanken bekommt, die sich auf andere Menschen oder Situationen beziehen. Dann kann es eine Hilfe sein, diese Gedanken einmal in konkrete Worte zu fassen, sie vielleicht aufzuschreiben und darüber zu beten.“[2] Ich möchte ergänzen: und vielleicht ist es auch dran, das Empfangene an die konkrete Person weiterzugeben.
Ich lade jeden ein, sich nach der Gabe der Prophetie auszustrecken. Paulus schreibt in 1. Korinther 14,1: „Das soll also euer Ziel sein: ein Leben, das von der Liebe bestimmt wird. Bemüht euch aber auch um die Fähigkeiten, die uns durch Gottes Geist gegeben werden, und wenn ich das sage, denke ich vor allem an die Gabe des prophetischen Redens.“
Herzliche Segensgrüße
Jürgen Justus
[1] Heinrich Christian Rust, Charismatisch dienen: gabenorientiert leben (Kassel: Oncken, 2006), 103. – Ebd. 109
[2] Ebd., 109.