Es ist mir eine große Freude, in diesem Monat ein paar Gedanken zur Gabe der Barmherzigkeit weiterzugeben. Die Lutherübersetzung schreibt in Römer 12,8: „Übt jemand Barmherzigkeit aus, so tue er’s gern.“ In der Neuen Genfer Übersetzung (NGÜ) heißt es: „Wer sich um die kümmert, die in Not sind, soll es mit fröhlichem Herzen tun.“
Die Gabe der Barmherzigkeit könnte man demnach mit folgenden Worten beschreiben.
Die Gabe verleiht eine besonders hohe Empathie für das Leben und die Situationen anderer Menschen. Der Begabte ist bereit, sich dem Notleidenden zuzuwenden und zu helfen. In der barmherzigen Tat eines Menschen manifestiert sich Gottes Liebe und Fürsorge für den Hilfesuchenden.
In unserer Gemeinde haben wir z. B. Menschen, die im Heaven Underground e.V. (www.heaven-underground.de) mitarbeiten. Diese Arbeit wird von vielen Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gemeinden getragen. Das Anliegen der Mitarbeiter ist es, Menschen, die am untersten Ende der sozialen Leiter leben, etwas zu essen zu geben und mit ihnen ins Gespräch zu kommen – ihnen Halt und Perspektive aufzuzeigen. Jeder einzelne Mitarbeiter ist hingegeben für diesen Dienst. Zeit und Kraft wird investiert, dass Menschen ein Mal in der Woche, immer freitags, mit der Liebe und Fürsorge Gottes in Berührung kommen. Die Liebe und Fürsorge fließt natürlich durch die liebevollen Mitarbeiter. Um bei Heaven Underground mitzuarbeiten, braucht man aber nicht warten bis Gott einem die Gabe der Barmherzigkeit schenkt. Hier darf jeder mitarbeiten! Warum, sehen wir im Wesen Gottes.Jesus veranschaulicht, dass sich die Gabe der Barmherzigkeit nicht nur auf das Mitfühlen begrenz, sondern sich aus dem Mitfühlen eine aktive Zuwendung entwickelt (Rust 2010:197). Es ist eine besondere Ausprägung des diakonischen Dienstes (Scheunemann 1980:122). Ein Mensch mit dieser Gabe kann seine Augen nicht einfach verschließen, wenn er Leid sieht. Menschen mit dieser Gabe investieren häufig viel Zeit, und wenn möglich Geld, in das Leben anderer. Sie stecken häufig eigene Bedürfnisse zurück, um den Bedürfnissen anderer zu begegnen. Sie sind von einer tiefen Leidenschaft für das Wohlergehen des Nächsten motiviert.Die bekannte Geschichte vom barmherzigen Samariter wird einigen vielleicht noch vom Kindergottesdienst bekannt sein. Diese beeindruckende Geschichte hat eine tiefe Wahrheit und fordert jeden Menschen heraus. Jesus gebraucht sie, um zu verdeutlichen, wer der Nächste ist und dass sich Nächstenliebe nicht auf bestimmte Personen beschränkt, sondern jeden Menschen einschließt, selbst wenn man die Person nicht kennt und nicht mag.
Unser Gott selbst ist leidenschaftlich barmherzig. In Psalm 103,8 heißt es: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.“ Das Wort Barmherzigkeit kommt in der Bibel etwa 250 Mal vor. In Lukas 6,36 fordert Jesus seine Zuhörer auf, ebenso barmherzig zu sein: „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.“ Jesus war an vielen Stellen „innerlich bewegt“ und handelte aus einem tiefen Mitgefühl heraus (vgl. Matthäus 9,36; Markus 1,40-41). Es blieb nicht beim Gefühl, Jesus handelte aktiv und veränderte den Status quo.
Gott ist uns darin ein Vorbild, barmherzig zu sein. Ich streite nicht ab, dass es Menschen gibt, die eine größere Portion Barmherzigkeit von Gott geschenkt bekommen haben als andere. Aber ich bin überzeugt, jeder Mensch steht in der Verantwortung, die Augen vor dem Leid anderer nicht zu verschließen, sondern aktiv zu werden.
Ich bin dankbar, dass in der CGA-Familie viele Menschen in wunderbarer Weise Barmherzigkeit ausüben. Ob sie in dem Bewusstsein dieser Gabe handeln oder nicht. Sie handeln! Und darum geht es! Vielen Dank dafür!
Jesus sagt: „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.“
In diesem Sinne wünsche ich allen Gottes reichen Segen dabei!
Herzliche Grüße
Jürgen Justus